Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich traue mich ja kaum, Ihnen einen guten Tag zu wünschen. Denn es ist immer noch Lockdown, und draußen grüßt, wie in dem berühmten Film mit Bill Murray, mal wieder das Murmeltier. Und zwar aus tiefgrauen Regenwolken. Es herrscht Corona-Tristesse in Hannover - auch hier bei uns im NP-Newsroom. Denn die meisten von uns sind im Homeoffice. Und nur vier Menschen verlieren sich heute corona-bedingt in diesem weitläufigen Raum, der sonst ein pulsierendes Nachrichten-Sortierzentrum ist. Und die vier schauen auch noch vornehmlich schweigend auf ihre Bildschirme.
Immerhin: Dort sehen wir was. Und damit geht es uns schon mal deutlich besser, als vielen Schülern, die heute im sogenannten Distanzunterricht versucht haben, sich den Lehrstoff digital anzueignen. Es war offenbar das gleiche Problem wie gestern: Weil sehr viele Schüler gleichzeitig die Lernplattform IServ nutzen wollten, ging die unter der großen Nutzerlast schlichtweg in die Knie. Vereinzelt brach das Programm komplett zusammen. Techniker bemühten sich gestern Nachmittag, die Panne zu beheben. Aber heute Morgen grüßte dann mal wieder das Murmeltier: Server überlastet, Mail-Programm down, Videokonferenz fällt aus. Lakonischer Kommentar von Kultusminister Grant Hendrik Tonne: „Dass sich einiges noch verbessern und routinierter werden muss, ist keine Überraschung und auch nicht vorwerfbar.“ Mein Kollege Zoran Pantic, zurzeit mit zwei schulpflichtigen Kindern im Homeoffice und normalerweise die Ruhe selbst, gibt in seinem Kommentar allen gestressten Eltern und ihren Kindern noch einen weitergehenden Rat: „Behaltet die Nerven – irgendwie.“
Das schreibt sich natürlich leicht mal an das Ende eines Textes, in der Wirklichkeit liegen die Nerven dann aber doch schnell blank. Vor allem, wenn es um die Existenz geht - wie derzeit bei vielen Einzelhändlern in der City. Mein Kollege Jens Strube hat sich gestern einmal auf die Suche nach dem verbliebenen Leben gemacht – zwischen Hauptbahnhof, Kröpcke und Steintor, dort, wo sonst das urbane Herz Hannovers schlägt. Sein erster Eindruck: „Trist, trostlos, gespenstisch.“ Wo sonst Tausende shoppen oder bummeln, ist kaum jemand unterwegs. Der Lockdown hat die City fest im Griff, für die Einzelhändler ein „Albtraum“, wie Guido Langermann, Handelsexperte der IHK Hannover, formuliert. Sein Fazit: „Die Situation des Innenstadthandels ist kurz vor schwarz. Einige Unternehmen werden es nicht überleben.“
Bei so viel grau in grau zum Schluss wenigstens noch ein kleiner Hoffnungsschimmer beim Thema Impfen. Heute soll der Impfstoff des US-Herstellers Moderna an die Bundesländer ausgeliefert werden. Und gleichzeitig wurde bekannt, dass der britisch-schwedische Konzern Astrazeneca nun die Zulassung seines Impfstoffs in der EU beantragt. Es geht voran …
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich, dass Sie trotz allem entspannt durch diesen Dienstag kommen und grüße Sie wie immer herzlich aus dem NP-Newsroom.
Ihr
Bodo Krüger
Chefredakteur Neue Presse