Liebe Leserinnen, liebe Leser,
was für ein Jahr! Wohl niemand hätte zu Beginn von 2020 geahnt, mit welcher Dramatik die Corona-Pandemie unser Leben verändern würde. Und nicht wenige werden froh sein, dass dieses mühselige, nervige und uns alle belastende Jahr heute endlich vorbei ist. 2020? Das bringt einfach nichts mehr. Deshalb gibt es aus dem NP-Newsroom heute ausnahmsweise auch nicht das Neueste über Infektionszahlen und Inzidenzwerte, sondern stattdessen zwei ausdrückliche Leseempfehlungen und ein paar gute Wünsche obendrein.
Zunächst geht es um einige sehr besondere Menschen. Sie arbeiten auf der Station 9 des Henriettenstifts in Hannover und kämpfen Tag für Tag gegen Corona und um unsere Gesundheit. Ihr Beruf ist es, zu pflegen, zu heilen und Leben zu retten. Aber ein Virus hat ihren Beruf verändert und treibt sie immer öfter an den Rand der Erschöpfung. Diese Menschen arbeiten im Grenzbereich, und häufig werden dabei auch Grenzen deutlich überschritten. Zum Dank sind sie im vergangenen Jahr oft als „Helden“ bezeichnet worden. Aber dafür können sie sich nichts kaufen. Was sie auf Station 9 brauchen, sind grundlegend veränderte Arbeitsbedingungen, mehr Personal und bessere Bezahlung. Meine Kollegen Rainer Dröse (Fotos) und Christoph Dannowski haben das Team der Covid-19-Station im Henriettenstift besucht - und dabei Menschen am Limit getroffen.
Sagt Ihnen der Name Dietmar Wischmeyer etwas? Wenn nicht, dann kennen Sie aber zumindest „Günther, den Treckerfahrer“, der als landwirtschaftliche Humorfachkraft die niedersächsische Tiefebene satirisch beackert. Wischmeyer ist Günther, aber auch studierter Philosoph und Literaturwissenschaftler. Und mein Kollege Stefan Gohlisch hat mit ihm ein bemerkenswertes Jahresend-Interview geführt. Überraschendes Ergebnis: Das Jahr 2020 hat Wischmeyer bereits gelöscht. Was übrigens technisch, wie er versichert, kein Problem sei. Darüber hinaus macht er sich sehr ernsthafte Gedanken über das Leben in Zeiten der Pandemie, die besondere Situation der Künstler und die bisweilen zweifelhafte Nachrichtenbewertung der Medien. Oder wie Wischmeyer sagt: „Natürlich ist immer die schlechte Nachricht die gute Nachricht, und wenn sich bei einer Party in Neukölln 20 Leute ohne Maske besoffen haben, ist das die Meganachricht. Aber keine Nachricht ist es, wenn 81 Millionen andere Menschen keine Party gemacht haben.“ Ein interessanter Ansatz, den wir vielleicht auch im NP-Newsroom mal diskutieren sollten.
So, das war es dann auch schon fast mit 2020. Allenfalls ein paar Wünsche für 2021 hätte ich noch am Ende dieses verkorksten Jahres. Ich wünsche mir, dass sich ganz schnell ganz viele gegen Corona impfen lassen können. Und ich wünsche mir, dass Kneipen, Restaurants, Kinos, Theater, Konzerthallen und Museen bald wieder öffnen. Und dass alle, die dort eigentlich arbeiten und ihr Geld damit verdienen, dass sie uns bewirten, erfreuen und unterhalten, sich nicht länger durch ein trostloses Nichtstun quälen müssen. Ich wünsche mir wieder weniger Abstand und mehr Nähe, weniger Maske und mehr Gesicht, weniger Regeln und mehr Freiheit. Kurzum, ich wünsche mir, dass dieses Coronavirus endlich verschwindet. Und zwar bald.
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser der NP, aber wünsche ich erst mal einen guten Rutsch Richtung 2021. Kommen Sie gut rüber. Und lassen Sie uns optimistisch bleiben. Auf dass das neue Jahr ein besseres werde. Es grüßt Sie wie immer herzlich
Ihr
Bodo Krüger
Chefredakteur Neue Presse