Liebe Leserinnen und Leser,
diese Oster-Zeit wird anders. Schon wieder. Das Gebot heißt Distanz, obwohl wir uns nach den schwierigen Monaten des Verzichts endlich Nähe und so etwas wie Normalität wünschen. Etwa ein unbeschwertes Familienfest im Garten, ein leckeres Essen im Restaurant oder Sport auf dem Fußballplatz. Früher selbstverständliche Oster-Rituale, heute große Sehnsucht.
Noch immer stellt diese unsichtbare Bedrohung uns alle vor immense Herausforderungen. Die Risikogruppen müssen geschützt werden und die Schwächsten, nämlich unsere Kinder, stärker in den Fokus rücken. Gerade die Kleinsten drohen in der Debatte in Vergessenheit zu geraten. Von ihnen aber wird am meisten abverlangt.
Mehr als ein Jahr ist es nun her, dass meine Kinder ihre Großeltern zum letzten Mal gesehen und sie unbeschwert umarmt haben. Die wenigen digitalen Momente vor dem Bildschirm ersetzen nicht ansatzweise die familiäre Nähe. Gerade an Ostern, dem Fest des Lebens, das den Tod besiegt hat, wirkt dieses Fehlen noch intensiver. Ich jedenfalls bin diesen Verzicht wirklich leid.
Wieder gibt es kein gemeinsames Essen und kein gemeinsames Eiersuchen. Keine Geschichten von Opa, kein Puzzle mit Oma. Und dennoch: Wir schützen unsere Eltern und Großeltern heute, um künftig noch viele Osterfeste gemeinsam zu erleben. Das wiederum gibt Zuversicht.
Damals, vor einem Jahr, war die Wucht der unsichtbaren Bedrohung nicht abzusehen. Im Sommer galt Corona fast schon besiegt. Und jetzt? Dritte Welle, Ausgangssperre, Kontaktverbot. Es gibt ausreichend Gründe, frustriert zu sein. Doch wir dürfen nicht nachlassen – und das aus guten Gründe!
Unser Gesundheitssystem funktioniert, mehr und mehr Menschen bekommen die schützende Impfung, die beeindruckende Mehrheit zeigt sich solidarisch, mitmenschlich und vernünftig.
Die Perspektive erscheint an diesen Ostern anders als noch vor einem Jahr. Es gibt einen umfassenden Wirkstoff gegen das Virus, die schweren Verläufe werden weniger.
Lassen Sie uns also nach vorne schauen. Auch wenn die großen, lieb gewonnenen Oster-Rituale erneut ausfallen. Wir wünschen Ihnen ein frohes Osterfest.
Ihr Chefredakteur
Carsten Bergmann